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    8 ½ Circus space

    »Der Nutzen ist das große Idol unserer Zeit, dem alle Kräfte frohen und alle Talente huldigen sollen. Auf dieser groben Waage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht, und, aller Aufmerksamkeit beraubt, verschwindet sie von dem lärmenden Markt des Jahrhunderts.« (Friedrich Schiller, Über die ästhetische Erziehung des Menschen)

    »Der Fool kommt immer ungeladen in unsere Aufmerksamkeit, er ist fremd genug, dass, wenn er verschwindet, auch wieder vergessen wird.« (William Willford, The fool and his sceptre)

    Das Zirkuszelt über halbem Grundriss ist nach vorne hin offen. Das Zeltdach besteht aus blauem, die Rückwand aus blau rot gestreiftem Baumwollstoff. Ein rotes rundes Podest (Durchmesser 4,8 m), über dem sich das Trapez erhebt, steht halb in, halb vor dem offenen Raum. Im Inneren befindet sich eine Tribüne, die einen Teil des Rundes einnimmt und den Besuchern Platz bietet. Auf den unterschiedlichen Ebenen: leerer Raum/Skulptur, Veranstaltungsort oder Möglichkeit das Podium spontan zu beleben, kann Alltägliches neu erfahren und ungewöhnliche Zusammenhänge gedacht werden. Als Skulptur scheint das Zelt Antipode zu den einrahmenden Gebäuden zu sein. Eine filigrane bunte Baumwollwand, die auf Wind und Regen reagiert, einmal belebt ist, ein andermal verlassen wirkt. Der durch die Halbierung geöffnete Raum erlaubt es den Besuchern und Passanten auch von Weitem dem Geschehen zu folgen.
    Die Idee des offenen Zirkus ist vom letzten Kapitel des Romans »Amerika« von Franz Kafka inspiriert, dem Naturtheater von Oklahoma.
    In 8 ½ Circus space ist die Öffnung radikal, uneingeschränkt in jeder Hinsicht. Der Zirkus eröffnet in unserer mit chronischen Einschränkungen beseelten Welt ein Fenster zum Hof der kreativen Sphären. Keiner soll ausgeschlossen sein, jeder kann sich beteiligen. Ein Mikrokosmos einer Welt sollte entstehen, in der alles sich zeigt, wie es von sich aus ist, in der jedes Element gleiche Rechte hat.
    Allemal ist es ein Ort des Aufeinandertreffens, der mehr die soziale Situation in der Haltung der Gruppen, die es bevölkern, spiegelt, anstatt der utopischen Gleichheit.
    Die Aufführung der Artistengruppe Cabaret Dekalé .
    Die zirzensischen Disziplinen Akrobatik, Kunstfahrrad, Trapez & Jonglage, Balance und Zauberei erzeugten darin bizarre Situationen die die absurden Spiele eines endzeitlichen Cabarets evozierten. Obgleich Gefühlslagen menschlicher Tragikomik an einigen Stellen scheinbar gewaltsam zum Extrem geführt werden, fehlt nicht die Spur von Humor.
    Hochartistische Akte sind geschickt verkleidet, dass die Szene vermeintlich auf ein Durcheinander hinausläuft. Was hat Wert, was hat keinen? Gewohntes wird durch unverständliche Gesten und die Rätselfiguren, die sie ausführen, verweigert. Eine unterweisende Erzählung wird entstellt und eine Deutung verhindert. Das Cabaret Dekalé erzeugt Allegorien, die etwas undeutbares bedeuten. Wir fühlen kurzzeitig die Verlegenheit und den Schmerz, wenn unser Innerstes den Verlust von Ordnung erfährt.
    Die Unterscheidung zwischen Spiel und Dasein ist für Momente aufgehoben.

    8 ½ Circus space von Volker Lang, 2006–2014 

    Zelt, Arena, Tribüne
    Baumwollstoff, Stahlseile, Beschläge, Fichtenholz, Lackfarbe, 11,6 m × 5,8 m × 7 m (ohne Abspannungen)

    B1A4 Die Schönheit der großen Straße, Skulpturenprojekt von Markus Ambach
    Mülheim/Ruhr, 2016

    Cabaret Dekalé
    Mit
    My! Laika
    Philine Dahlmann, Akrobatik (Cello, Klavier, E-Gitarre, Schlagzeug)
    Salvatore Frasca, Kunstfahrrad, Spielzeug (E-Gitarre)
    Alessandro Angius, Licht-Klang (E-Gitarre)

    Los Santos
    Claudio Inferno, Gleichgewichtsakrobat (E-Bass)
    Eleazar Fanjul, Zauberer (Trompete)

    Mit der weiteren Beteiligung von
    Loreto Tormen, Trapez
    Chiara Unisoni, Tanz

    In Lübeck, 2013
    Bürger Garten Lübeck in Zusammenarbeit mit der Overbeck-Gesellschaft
    Mit
    My!Laika Compagnie

    In Hamburg, 2006
    sculpture@CityNord, dem temporären Skulpturenprojekt in der City Nord
    Mit
    Orbicularis Oculi
    Artistische Darbietung
    Tankzakrobatik
    Jonglage
    Michael Riessler mit Studenten der Hochschule für Musik
    concert truqué

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