Gedenkort für Deserteure und andere Opfer der NS-Militärjustiz
Hamburg 2015/16
Seitenlängen: 10 × 10 × 10 m, Höhe: 3,58 m
Beton mit Schrift, Stahl, Bronze, Naturstein, Beleuchtung und Toninstallation: (Textausschnitt »Deutschland 1944« Heißenbüttel vom Autor gesprochen und Kurzbiografien der 227 Opfer, von Angelika Thomas und Frank Arnold vorgetragen).
Mein realisierter Entwurf steht im Kontrast zum monolithischen und monumentalen Ausdruck der beiden vorhandenen Skulpturen. Erstens im Sinne der realen Wahl der Sprache in Wort und Plastik. Zweitens durch die offene, sprechende Gestalt der Architektur.
Helmut Heißenbüttels (1921–96) Gedicht »Deutschland 1944« von 1961, eine Toncollage über das Kriegsjahr 1944, enthält ausschließlich Fragmente der Sprache der Täter und Beteiligten. Ein Ausschnitt des Stücks ist im Raum zu hören. Der Anfang der Text-Collage bildet den Inhalt der Bronzegitter. Der Auftrag zur Zucht und Disziplin monolithischer Architektur will die Menschen einschüchtern und zu Zurichtungsobjekten herabsetzen.
Die Desertion ist die Entscheidung jedes einzelnen Soldaten, sich dem Kriegsdienst trotz größter Gefahren zu entziehen.
Im NS-Staat ist sie gleichzusetzen mit der Verweigerung der Kooperation an den Mordprogrammen und dem Vernichtungskreig der Wehrmacht.
Es geht nicht nur darum, sich der Tötungsmaschinerie zu entziehen, sondern aktiven Anstand zu praktizieren.
Stets im Gedenken an diejenigen, die sich Gewalt, Militarismus und Gewaltherrschaft heute widersetzen.
Seit dem Jahr 2023 ist der Gedenkort für Deserteure Treffpunkt und Austragungsort für Antikriegsaktionen ukrainischer und russischer Deserteure und Kriegsdienstverweigerer. Der Ort bietet einen wichtigen Identifikations- und Treffpunkt, um sich gemeinsam gegen den Krieg in der Ukraine zu positionieren, ohne jedoch von der Propaganda der jeweiligen Seite stigmatisiert zu werden.